Hans Castorp wollte 3 Wochen verweilen. Am Ende blieb er 7 Jahre. Doch egal, wie lange man bleibt, am Ende kommt irgendwann der Tod. Verschleppen, hinauszögern. Gewiss. Für immer? Niemals. Rehabilitation. Duden. „Wiedereingliederung einer/eines Kranken, einer körperlich oder geistig behinderten Person in das berufliche und gesellschaftliche Leben.“ Zu dem zurück, was uns krank macht? Bei Castorp auf in die Schlacht. Den Krieg. Erholt sterben. Zu den Waffen. Hier. Der Beruf, die Gesellschaft. Andere Zeiten, andere Gifte.
Reha ist Flucht. Nicht Gesundung. Aufschub, ja. Umkehr, nein. Mikrokosmos, Versteck, ein Ort ohne Zeit. 3 Wochen, 7 Jahre. Dort draußen, da rennen sie, hetzen und jagen und schlachten das goldene Kalb. Lieber schlechtes Essen, als eine Kugel im Kopf. Viele haben Angst. Angst vor der Welt, die auf sie wartet. Ohne Fangopackung und Aquagymnastik. Ohne Hydrojet und Ergometer. Befunde unter falschen Voraussetzungen. Es geht mir schon viel besser. Hier drin. Ja. Selbstverständlich. Und dort draußen? Eben. Viele sind sehr regelmäßig hier.
Die halbe Lunge am Nachbartisch. Fünfte Kur. Der COPD-Opa mit dem VfB Stuttgart-Sweater. Zum vierten Mal. Die Prinzessin auf der Erbse mit dem Lüftungswahn. Fährt sogar hierher in Urlaub. Freiwillig. Geborgenheit. Hoffnung. Nicht auf Verbesserung. Verdrängung. Verleugnung. Und nichts, was es hier nicht gibt. Nichts was man vermisst. Essen, schlafen, verdauen. Gesellschaft, Hilfsbereitschaft, Dummschwätzer, Klugscheißer, Dumme, Nette, Langweilige, Gleichgesinnte, Schwurbler. Alles da. Mikrokosmos. Nur der Tod, der bleibt draußen. Hat hier nichts verloren.
Castorp. 7 Jahre. Schaffe ich nicht. Draußen ist Krieg. Weiß ich. Der bringt dich um. Weiß ich auch. Aber ich muss. So lautet die Regel. Noch ist die Zeit nicht gekommen. „Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.“ Nicht hier. Nicht jetzt.
Da draussen gibt es Menschen die auf dich warten.