Graubrot und Früchtetee - Der Long-Covid-Reha-Blog: Episode 15. Johnny Mnemonic

Vorhang auf. Die große Bühne. Long-Covid 19. Mnemoniker. Gedächtniskünstler. Achtung. Subjektiv. Mein Eindruck. Die Sau, ich darf ihn so nennen. Kenne ihn ja gut. Die Sau also. Erinnert sich. An alles. Das ist seine Methode. Und? Fragt ihr zu Recht. Und? Es geht um meine Erinnerungen. Um meinen Körper. Nur mal so.

Erklärungsbedarf? Okay. Beziehungsweise: Genau! Long-Covid, der Feind in meinem Körper. Sein Talent? Er schnüffelt in meiner Vergangenheit. Findet Dinge, die längst vergessen waren. Ein Gedächtniskünstler. Johnny Mnemonic. Datenbank. Er lässt nichts aus. Zuerst denkst du, Zufall. Dann denkst du, klar, den Krebs hatte ich auch noch aufm Schirm. Aber. Dann?

Das Loch im Bein. Pfingsten 2019. Die Schulter. Aus den 80ern. Das Knie. Jesses, ich war 15. Hoppla. Der Burnout, die Depressionen. 2014. Long-Covid liest deinen Code aus, greift auf deinen gesamten Speicher zu. Und oft weiß er das besser als du selbst. Beispiel?

Du denkst. Ha! Da hatte ich doch noch nie was. Egal wo. Rücken, Hüfte, Kopf. Und dann. Hey, wait, jetzt. Erinnerungen. Das Knie. Damals. Und dann kommt alles zurück. Zuerst der Schmerz. Dann die Diagnose. Danke. Hätte ich drauf verzichten können. Aber wo wir schon mal dabei sind. Meinetwegen. Das Poesiealbum der Leiden. Eine Reise in die Vergangenheit.

Gib mir alles, Johnny. Alles. Eine Frage bleibt. Kann er auch Zukunft? Der Tinnitus. Acht Kilohertz. 40db. Früher war der mal tiefer. Wird der noch lauter. Höher? Lass uns reden, Johnny. Über Phantomschmerz. Dein Hobby, oder? Da wo nix mehr ist, wo sie was raugeschnippelt haben, da bist du auch aktiv, right? Das ist die wahre Erinnerungskunst. Johnny Phantom, der Schmerz der gestohlenen Körperteile. In Perfektion. Wahrlich. Sein bester Trick.

Er merkt sich das. Und gibt Vollgas. Life in the fast lane, surely make you lose your mind.